Das durch Russlands Angriff auf die Ukraine ausgelöste Streben nach Sicherheit hätte die EU-Mitgliedstaaten näher zusammengebracht. Der slowakische Innenminister Roman Mikulik (Foto oben rechts) sagt, die Staaten seien hinsichtlich seiner Eindrücke kooperativer denn je.
Die Europäische Union hat sich seit dem 24. Februar verändert, seit Russland die Ukraine angegriffen hat. Wir treffen Entscheidungen schneller. „Wofür wir früher mehrere Jahre gebraucht haben, werden wir jetzt in wenigen Tagen entscheiden“, sagte Mikulc auf dem Europa-Forum. Diese Geschlossenheit muss die EU – auch im Hinblick auf den EU-Beitrittskandidatenstatus der Ukraine und Moldawiens – bewahren, um weiterhin Stärke gegenüber Russland zu zeigen.
Diese neue Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsstaaten Europas hat vieles vereinfacht. „Kein Land kann den Vertriebenen aus der Ukraine allein helfen, aber gemeinsam wie die Europäische Union können wir es“, sagte Mikulak, der Hilfe und Solidarität für die Vertriebenen der Ukraine beschrieb – auf der Ebene von Einzelpersonen, Hilfsorganisationen und Regierungen. Er beschrieb die tragische Situation an der slowakisch-ukrainischen Grenze – und darauf gab es nur eine Antwort: „Die Zukunft ist Zusammenarbeit.“
Der Präsident des Europäischen Forums und Staatsrat Martin Eichinger (ÖVP) sagte, Europa habe es mit der schlimmsten Gesundheitskrise seit 100 Jahren zu tun. Und ein Durchatmen nach der Krise sei nicht möglich – “denn nur Hunderte Kilometer von unseren Grenzen entfernt sterben Menschen im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.”
Datenaustausch für die Präzisionsmedizin
Auch die Gesundheitsversorgung muss sichergestellt werden. Der Europäische Regionaldirektor der Weltgesundheitsagentur (WHO), Hans-Henri B. Er forderte die europäischen Länder auf, beim Austausch anonymer Daten zusammenzuarbeiten.
Laut Kluge wird die Medizin mit großen Mengen anonymisierter Daten immer genauer und präziser. EU-Datenschutzrichtlinien werden private Patientendaten angemessen schützen. Die digitale Medizin steht im Mittelpunkt der Transformation des Gesundheitswesens. „Es sichert die Gesundheitsversorgung in Zeiten, in denen wir uns nicht persönlich sehen können oder dürfen“, sagt Kluge. Laut Kluge seien Patienten in Ländern mit elektronischen Rezepten und digitaler Krankschreibung besser durch die Pandemie gekommen.
Karner kritisiert freiwillige Verteilung von Flüchtlingen
In der Rede von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) ging es um die Innere Sicherheit. Karner sagte in der Eröffnung, dass Schmuggler derzeit den Krieg in der Ukraine ausnutzen. Er kritisierte die kürzlich getroffene Vereinbarung einiger Länder der Europäischen Union, Flüchtlinge freiwillig zu verteilen. „Das ist ein falsches Signal, denn diese Menschen begeben sich in die Hände von Schmugglern, über das Mittelmeer, wo sie ertrinken, oder in Lastwagen, wo sie ersticken.“ Damit muss sich die Europäische Union auseinandersetzen. Wie ihre äußeren Grenzen bestimmt werden, kann „festgelegt“ werden – und auch hier ist Kooperation gefragt.
Das österreichische Asylsystem steht laut Karner Menschen zur Verfügung, die Hilfe benötigen, wenn sie politischer oder religiöser Verfolgung ausgesetzt sind, wie es in der Genfer Konvention festgelegt ist. Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen fliehen, können nicht aufgenommen werden. Hier sollte es andere Wege geben – zum Beispiel über die Rot-Weiß-Rot-Karte.
Ukrainischer Außenminister
Im Mittelpunkt des Forums am Freitag steht die Ukraine. Zu diesem Zeitpunkt sollten die Staats- und Regierungschefs der Länder der Europäischen Union bereits die Ukraine und die Republik Moldau zu Kandidatenländern erklärt haben. Der Außenminister der Ukraine, Dmytro Kuleba, wird im Kloster Gutwig live zugeschaltet und ein Statement abgegeben – mehr dazu unter In der Wachau wird über die Zukunft der Europäischen Union diskutiert (noe.ORF.at; 21.6.2022).
Werner Fetz im Programm des Europa .forums
ORF-Niederösterreich-Korrespondent Werner Fitz berichtet aus dem Stift Göttweig über das Programm des Europa-Wachau-Forums
Die Länder des Westbalkans fühlen sich von der Ukraine und Moldawien überholt. Nordmazedonien ist seit 17 Jahren Beitrittskandidat, Albanien seit 2014. Bosnien und Herzegowina hat sich 2016 um die Aufnahme als Beitrittskandidat beworben. Brüssel drängt auf Reformen in Justiz und Verwaltung. Außenminister Alexander Schallenberg, Bundeskanzler Karl Nehammer und Europaforum-Präsident Martin Eichtinger (alle ÖVP) haben in den vergangenen Tagen immer wieder betont, dass die EU den Westbalkan nicht vergessen darf. Auch Albaniens Ministerpräsident Edi Rama wird auf dem Forum persönlich die Position seines Landes darlegen.